c't 15/2016
S. 44
News
Forschung

Uni Magdeburg eröffnet eigenes FinTech-Labor

Im FinTechLab der Uni Magdeburg lernen Studenten am Beispiel selbstgebauter Solaranlagen, wie finanztheoretische Risikomanagement-Modelle funktionieren. Bild: Uni Magdeburg

Die Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg hat ein sogenanntes FinTech-Labor in Betrieb genommen. FinTech ist die Abkürzung für „Financial Technologies“ und insbesondere im Zusammenhang mit Start-ups geläufig, die moderne IT-Technik nutzen, um neue Produkte und Dienstleistungen für den Finanzsektor zu entwickeln – beispielsweise mobile Bezahlsysteme, virtuelle Währungen wie Bitcoin oder auch die generelle Abwicklung von Finanztransaktionen über Blockchains.

Das am Lehrstuhl für Innovations- und Finanzmanagement der Uni Magdeburg angesiedelte FinTech-Labor soll vor allem für die Entwicklung und Überprüfung finanztheoretischer Modelle zur Steuerung des Risikomanagements in Unternehmen genutzt werden. Dazu bauen Studenten der Wirtschafts- und Wirtschaftsingenieurwissenschaften mithilfe von Hardware-Plattformen wie Arduino, Raspberry Pi und Lego Mindstorms zum Beispiel kleine Solar-Kraftwerke auf.

Anhand selbstentwickelter Algorithmen überprüfen die Studenten dann, wie sich die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen etwa durch den Kauf von Wetterderivaten optimieren lässt. Wetterderivate werden am Kapitalmarkt gehandelt und dienen dazu, meteorologische Risiken abzusichern.

Im neuen FinTechLab der Uni Magdeburg sollen sich aber auch industrielle Fertigungsanlagen, Batteriespeichersysteme und selbst Rohstoffminen abbilden lassen. „Wir können auch globale Produktionsnetze simulieren,“ erklärt Lehrstuhlinhaber Professor Elmar Lukas. Die Studenten könnten dann beispielsweise untersuchen, wie Absicherungsmodelle im Bereich des Währungsmanagements funktionieren.

Die im FinTechLab verwendete Technik sei in ihrer Kombination „einmalig in Deutschland“, unterstreicht Lukas. Zur Ausstattung gehören neben diversen Elektronik-Sets auch zahlreiche Computer-Terminals und Software wie Simulink, die Statistik-Software R sowie Matlab inklusive mehrerer Toolboxen (zum Beispiel Financial Instruments, Machine Learning, Econometrics) zur Programmierung dynamischer Optimierungsprobleme. Außerdem haben Nutzer des FinTechLab Zugriff auf diverse Patent-, Marktdaten- und Wissensdatenbanken. (pmz@ct.de)

Sie wollen wissen, wie es weitergeht?

NASA: rein elektrisch angetriebenes Passagierflugzeug mit 14 Motoren

Die NASA baut unter dem Namen „X-57 Maxwell“ ein rein elektrisch angetriebenes Passagierflugzeug, das mit 14 Propellern bestückt ist. Bild: NASA

Während Elektromobilität im Straßenverkehr sich zu einem unumkehrbaren Trend entwickelt, sind rein elektrisch angetriebene Passagierflugzeuge bis auf wenige Ausnahmen – wie etwa der zweimotorige E-Fan von Airbus – bislang Mangelware. Doch das soll sich ändern: Die US-Raumfahrtbehörde NASA gab jetzt bekannt, dass sie unter der Bezeichnung „X-57 Maxwell“ ein Experimentalflugzeug entwickelt, das mit insgesamt 14 elektrisch angetriebenen Propellern ausgestattet ist und 2017 zum ersten Mal in die Luft gehen soll.

Sogenannte X-Fluggeräte haben eine lange Tradition in den USA. Den Auftakt machte Mitte der 1940er Jahre das Raketenflugzeug Bell X-1, das mit dem Ziel gebaut wurde, erstmals die Schallmauer im Horizontalflug zu durchbrechen, was im Oktober 1947 auch gelang. Für die X-57 schmiedet die NASA ebenfalls große Pläne: „Das Flugzeug wird der erste große Schritt in eine neue Ära der Luftfahrt sein“, betont NASA-Chef Charles Bolden, früher selbst Marineflieger und später mehrfacher Pilot und Kommandant eines Space Shuttle.

Ziel des X-57-Projekts ist es, durch Nutzung integrierter elektrischer Antriebe den Energiebedarf eines Privatflugzeugs bei einer Reisegeschwindigkeit von rund 280 km/h um 80 Prozent zu verringern. Dazu modifiziert die NASA ein bereits existierendes Hochdecker-Leichtflugzeug des italienischen Herstellers Tecnam: Den Tragflügel und die beiden Verbrennungsmotoren einer „Tecnam P2006T“ ersetzen die Ingenieure durch einen neuen Flügel, der deutlich länger und schmaler ist und in dem 14 elektrisch angetriebene Propeller verbaut sind.

Zwölf an den Flügelvorderkanten angebrachte und jeweils von 9-kW-Motoren angetriebene Propeller kommen bei Starts und Landungen zum Einsatz – zwei größere Propeller (60-kW-Motoren) an den Flügelenden bei Erreichen der Reiseflughöhe. Gespeist wird das Gesamtsystem von einem rund 360 Kilogramm schweren Akkupack. Die Flugzeit ist NASA-Angaben zufolge zunächst auf etwa eine Stunde beschränkt. (pmz@ct.de)