c't Fotografie 6/2016
S. 128
Hyperrealistische IR-Fotografie
Aufmacherbild

Hyperrealistische Farbfotografie mit Infrarot

Ein Infrarotfoto hat dem normalen Farbfoto oft Kontrast und Detailzeichnung voraus, zeigt aber „falsche“ Farben. Kombiniert man beide Fotos, erhält man echtfarbige Bilder mit romantischen bis dramatischen Lichtstimmungen und märchenhafte, teils hyperrealistische Landschaften. Ralph Altmann stellt die notwendigen Techniken vor und beseitigt die vielen Stolpersteine, die auf dem Weg zu einzigartigen Landschaftsbildern liegen.

Eine besondere Faszination auf den Betrachter üben Infrarotaufnahmen (IR) aus. Sie sind oft sehr detailreich und zeigen beeindruckende Kontraste. Ihre Domäne ist die Schwarzweiß-Fotografie, denn die (gewohnten) Farbinformationen gehen verloren, wenn kein sichtbares Licht mehr auf den Film oder Sensor fällt. Zwar lassen sich auch die unterschiedlichen IR-Wellenlängen als Farben interpretieren und mit einem Trick (Kanaltausch) sogar fast natürlich anmutende blaue Himmel schaffen, doch insgesamt sehen IR-Farbfotos meist aus, als wären sie Alices Wunderland entsprungen. Wie man solche märchenhaften bis surrealistischen Farb-IR-Bilder schafft, finden Sie in der c’t Fotografie 6/2014 ab Seite 18 ausführlich erklärt.

Der Kamerasensor kann – begrenzt durch CMOS-Empfindlichkeit und Bayer-Filter – nur einen Teil des Sonnenlichts erfassen. Normalerweise beschränkt ein IR-Sperrfilter dies noch weiter auf das Fenster des sichtbaren Lichts (links). Verwendet man dagegen einen IR-Passfilter (rechts), öffnet sich ein anderes Fenster im Spektrum, mit völlig anderen Kontrasten und Farbinterpretationen.

In diesem Artikel zeige ich, wie man ein IR-Foto mit einem normalen Farbfoto kombinieren kann. Das Ergebnis sind Bilder mit „richtigen“ Farben, aber hohen und teils ungewöhnlichen Farbkontrasten. Wo herkömmliche Landschaftsbilder Wälder und Wiesen nur als relativ undifferenzierte dunkelgrüne Flächen zeigen, bringt diese Methode im Wortsinne Licht hinein: Das Grün dichter Wälder wird durchsichtig und selbst weit entfernt liegende Details werden plötzlich klar sichtbar, weil IR-Licht Dunst und Nebel weit besser durchdringt als sichtbares Licht.

Infrarot als Kuckucksei