c't Fotografie 6/2016
S. 106
Extremfotografie

Kameras im Extrem-Einsatz

Im Labor schlagen sich viele Kameras gut, dem harten Praxiseinsatz sind selbst Profimodelle nicht immer gewachsen. Claus Possberg schont auf Motorradreisen rund um den Globus seine Fotoausrüstung nicht. Mit geborstenen Bajonetten, korrodierten Platinen und Sturzschäden aller Art ist er Stammgast in den Vertragswerkstätten diverser Kamerahersteller. Er erklärt, wie man auch schwierige Aufnahmesituationen möglichst materialschonend meistert.

Tausende Kilometer staubige Einsamkeit mit einer echten 1984er Dakar-Rallye- BMW in der Gobi-Wüste (Mongolei).

Fotografie hat viele Facetten. Ob im Studio, daheim mit Kindern oder unterwegs auf einer Reise, es gehört neben dem Auge für die richtige Location und den passenden Moment immer auch die richtige Strategie und Ausrüstung dazu. Je extremer die Aufnahmesituation, desto mehr Planung ist erforderlich, damit im entscheidenden Augenblick auf die Ausrüstung Verlass ist. Auf Motorradreisen wird das Equipment nicht nur mechanisch stark beansprucht, auch die klimatischen Bedingungen können modernen Digitalkameras schwer zusetzen.

Frostempfindliche Kameras

Aktuelle Kamerasysteme sind in der Regel für den Einsatz bei Temperaturen von 0 bis 40 °C vorgesehen. Es gibt zwei Gründe, warum das so ist: Erstens geben die aktuell dominierenden Lithiumionenakkus unter –5° Celsius nur sehr unwillig Energie ab und zweitens fragen die Kunden niedrige Temperaturbereiche bei den Herstellern offensichtlich kaum nach. Selbst aktuelle Profikameras von Nikon (D5 mit 0° bis 40 °C) beziehungsweise Canon (1DX II mit 0° bis 45 °C) sind nicht einmal für den Einsatz bei leichtem Frost spezifiziert. Für die allermeisten Kameras werden überhaupt keine Einsatztemperaturen angegeben. Andere Akkuarten wie Nickel-Metallhydrid oder Nickel-Cadmium sind übrigens noch temperaturempfindlicher als Lithiumionenakkus.