c't Fotografie 4/2016
S. 78
Copterfotografie
Kameracopter-Modelle
Aufmacherbild

KameraCOPTER

KNOW-HOW UND KAUFBERATUNG

Aufnahmen mit dem Kameracopter verheißen durch die freie Wahl der Perspektive interessante neue Motive. Doch Copter ist nicht gleich Copter. Unser Autor erklärt, worauf es bei der Auswahl und dem Einsatz ankommt, und hat ausprobiert, welche Systeme sich für Fotografen eignen – damit die fliegende Kamera ihr Versprechen hält und auch tatsächlich gute Fotos liefert.

Etwa bis 2010 waren Multicopter bis auf wenige Ausnahmen hauptsächlich Spielzeug mit wenigen Minuten Flugzeit und geringen Nutzlasten. Die fehlende Tragkraft und Möglichkeiten, eine Kamera sinnvoll auszurichten, machten ernsthafte Anwendungen im Bereich Film und Fotografie bis dahin für den Hobbyanwender undenkbar. Seitdem hat sich die Technik aber rasant entwickelt und ist heute nicht nur sehr leistungsfähig, sondern auch bezahlbar. Multicopter transportieren kleine Actionkameras, Systemkameras und selbst mehrere Kilogramm schwere Spiegelreflexkameras, und sie halten diese auch ausreichend lange in der Luft.

In vielen Fällen können Sie die umständlicheren Kamerakrane und Leitern ersetzen und sind dann vielseitiger als stationäre Hilfsmittel. Sie ermöglichen Aufnahmen von der Untersicht über die Normalsicht bis hin zum Top-Shot, der mit herkömmlichen Mitteln oft gar nicht umsetzbar ist. Insbesondere ist die Perspektive in wenigen Sekunden leicht änderbar, ohne dass man die gesamte Ausrüstung mühsam an einen anderen Ort schafft, nur um dann festzustellen, dass es vorher besser war.

So aufgeräumt geht es selten am Set zu. Ohne viel Vorbereitung bringt man den Kameracopter hier in fast jede beliebige Position, statt noch einen großen Kamerakran in diese beengte Umgebung zu zwängen. Bild: www.dji.com

Hilfsmittel wie Leitern, Kamerakrane oder Multikopter sind zum Teil für Gesundheit und Ausrüstung nicht immer ganz ungefährlich, oft aber einfach notwendig. Die erhöhte Perspektive – die Aufsicht – ist ein wichtiges Gestaltungsmittel in der Fotografie. Die Aufsicht schafft Platz für viele Personen oder Objekte, die sich in der Normal- oder Untersicht sonst verdecken würden. Bei Hochzeiten und feierlichen Anlässen mit vielen Gästen hat man ohne Treppen und bewegliche Hilfsmittel kaum eine Chance auf Gruppenaufnahmen, auf denen alle Personen erkennbar sind. Gehört der Fotograf zur Gruppe dazu, kann er sogar mit aufs Bild. Gleichzeitig beschränkt die Aufsicht die Bildtiefe falls nötig auf wenige Meter und blendet so Details wie Himmel und Fernbereich völlig aus. Das ist insbesondere dann interessant, wenn der Hintergrund unattraktiv ist oder nicht zum Thema passt.