c't Fotografie 4/2016
S. 98
Bildbearbeitung
Tonwerte und Bildkontrast
Aufmacherbild

TONWERTE und BildKONTRAST

Fast jede Optimierung von Fotos beginnt damit, die Tonwerte und Kontraste anzupassen. Es kommt also nicht von ungefähr, dass Bildbearbeitungen und Raw-Konverter dazu eine große Palette an Funktionen bereitstellen – die den Anwender verwirren können. Und es vergeht kaum ein Software-Update, ohne dass entsprechend neue Werkzeuge hinzukommen. Mit diesem Beitrag bringen wir Ordnung in die Tonwertbearbeitung. Wir zeigen, welche Werkzeuge für welche Motive taugen und von welchen man lieber die Finger lassen sollte.

Bildbearbeitungsneulinge nutzen gerne naheliegende Regler wie Helligkeit und Kontrast, wenn es darum geht, die Lichtverhältnisse ihrer Fotos zu optimieren. Fortgeschrittenere setzen eher auf die Tonwertkorrektur oder die Gradationskurven. Letztere sind nicht jedem Anwender intuitiv zugänglich, obwohl diese eine sehr elegante Form der Kontrastkorrektur darstellen. Die Raw-Konverter erleichtern dem Anwender die Belichtungskorrekturen mit ihren anschaulichen Reglern für Belichtung, Tiefen, Lichtern, Weißwert und Schwarzwert. Bei Funktionen wie Klarheit, Unscharf Maskieren (USM) oder das gerade neu in Lightroom eingeführte Dunst entfernen kommen jedoch viele Anwender gar nicht erst auf die Idee, dass sie mithilfe dieser Werkzeuge den Kontrast auch gezielt bearbeiten können. Denn diese Funktionen arbeiten nicht global, sondern setzen bei Mikrokontrasten an, die sehr entscheidend für den späteren Bildlook sind.

Warum bedarf ein Bild überhaupt Kontrastkorrekturen? Mit der digitalen Fotografie könnte das Bild doch schon im Moment des Auslösens fertig sein. Die JPEG-Entwicklung der meisten Kameras ist doch so weit ausgereift, dass sie zumindest Standardsituationen gut meistert. Trotzdem wird häufig nachbearbeitet. Eine zusätzliche Tonwert- oder Kontrastkorrektur setzen wir daher nicht dann ein, wenn ein Motiv einfach nur zu flau oder kontrastreich ist. Sondern wir nutzen ihr viel größeres Potenzial, um besonders bei der Aufnahme von Raw-Daten Tonwerte aus dem Ursprungsbild herauszukitzeln, die die Standardentwicklung der Kamera so nicht wiedergeben könnte.

Die klassischen Funktionen zur Kontrastbearbeitung wie die Tonwertkorrektur und die Gradationskurven gibt es nicht nur in Photoshop und in Raw-Konvertern wie Lightroom, Adobe Camera Raw oder Capture One, sondern auch in allen anderen erstzunehmenden Bildbearbeitungsprogrammen.