c't 9/2020
S. 130
Wissen
Künstliche Intelligenz
Bild: Thorsten Hübner

KI gegen Corona

Mit Mustererkennung dem Virus auf der Spur

Im Kampf gegen das Corona-Virus haben Verfahren zur Muster­erkennung Hochkonjunktur – und zwar in fast jedem Bereich. Sie sollen früh warnen, die Diagnose ver­bessern und die Ausbreitung ­stoppen. Doch die Technik hat ihre Grenzen. Und nicht alles technisch Mögliche ist hierzulande erlaubt.

Von Andrea Trinkwalder

Je früher ein Ausbruch einer Epidemie wie die von Covid-19 erkannt wird, umso größer die Chance, sie zu stoppen. Bereits am 30. Dezember 2019 schlug die HealthMap des Boston Children Hospital wegen verdächtiger Häufungen von Lungenentzündungen in Wuhan Alarm – zeitgleich mit einem aufmerksamen Arzt aus der Stadt, der dafür allerdings von der Polizei gerügt wurde. Die kanadische Analysefirma BlueDot warnte am 31. Dezember. Erst am 9. Januar wurde offiziell die Existenz eines neuen Corona-Virus bestätigt, mittlerweile als SARS-CoV-2 bekannt. Auch die weitere Ausbreitung von Wuhan in Richtung Singapur, Südkorea und Hongkong hat BlueDot korrekt vorhergesagt, Quellen siehe  ct.de/y997.

Frühwarn-KI

Um die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs zu berechnen und den Verbreitungsweg abzuschätzen, scannen Health­Map und BlueDot vielfältige Informa­tionsquellen in allen möglichen Ländern und Sprachen, von Online-Nachrichtenseiten bis hin zu offiziellen Meldesystemen von Gesundheitsämtern und ähnlichen Institutionen – auch veterinärmedizinischen. Um die Texte zu verstehen, setzen sie maschinell trainierte NLP-Algorithmen ein (Natural Language Processing). Diese erkennen etwa, ob es in einem Artikel um Ebola, Corona-Viren oder die Grippe geht – und eben auch, wenn sich schwerwiegende Symptome wie die Lungenentzündung auffällig häufen.

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