c't Fotografie 6/2016
S. 170
Fotostadt Köln

FOTOSTADT KÖLN

Die ungeschliffene Stadtperle am Rhein bietet Fotografen ein breites Spektrum an Motiven von Streetlife bis Architektur. Auch fotokulturell kann die Millionen-Metropole mit einzigartigen Museen und Galerien punkten.

Stadtpanorama von Köln, guter Aufnahmestandort ist die Aussichtsplattform vom Triangle Hochhaus Bild: Felix Inden
Beliebtes Motiv, der Straßenkarneval Bild: Wolfgang Zurborn, aus dem Buch „elfuhrelf“

Köln – das ist Fotogeschichte auf Schritt und Tritt. Hier wurde 1950 die photokina gegründet, ebenso wie die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh). Köln bietet zahlreiche fotografische Sammlungen und Fotogalerien und war die Geburts- und Wirkstätte wegweisender Fotografen – etwa des Porträtisten August Sander (1876–1964), des frühen Streetlife-Spezialisten Chargesheimer (1924–1971) oder des Architekturfotografen Hugo Schmölz (1879–1938), aber auch von bekannteren zeitgenössischen Fotografen wie Boris Becker. Viele der historischen Gebäude und Straßenzüge, die Schmölz damals festhielt, sind den Kriegsbomben zum Opfer gefallen, die Bausünden der Nachkriegszeit haben das Antlitz der Stadt verschandelt. Trotzdem: Köln ist in vielerlei Hinsicht eine „fotogene“ Stadt.

Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur im Mediapark © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln 2016, Foto: Niklas Rausch

Und hier kommt unser Tourenvorschlag: Wir starten im Stadtteil Ehrenfeld, einem der Hotspots für Partypeople und dank seiner Gemengelage aus Multikulti, Subkultur und Gentrifizierung eine lohnende Spielwiese für Streetfotografen. Wir schlagen einen Haken südwärts zum Melatenfriedhof, der mit seinen Baumriesen, pompösen Familiengräbern und verwitterten Skulpturen zahllose Motive bereithält und vielen Prominenten als letzte Ruhestätte dient – neben besagtem Chargesheimer auch Guido Westerwelle oder dem Entertainer Dirk Bach. Stadteinwärts bietet das 102 Meter hohe und mit einem Negativ-Architekturpreis dekorierte Herkules-Hochhaus mit seiner quietschbunten Außenfassade ein bizarres Postkartenmotiv. Von hier aus ist es nicht weit bis zum Mediapark, in der die Photographische Sammlung der SK Stiftung Kultur das weltgrößte August-Sander-Archiv verwaltet und neben Fotoklassikern wie Karl Blossfeldt oder Walker Evans auch Positionen zeitgenössischer Fotokunst zeigt. Im benachbarten Stadtteil Nippes steuern wir die Galerie Lichtblick an. Die Macher, Fotokünstler Wolfgang Zurborn und Kuratorin Tina Schellhorn, bieten in der angeschlossenen Lichtblick School zudem Workshops zum Thema Fotobuch-Editing und fotografische Positionsfindung an.

Kranhäuser und ein kolossaler Geselle