c't Fotografie 6/2016
S. 8
Portfolio

PORTFOLIO

Lars van den Brink

Für seine Serie „Ruins of Europe“ fotografierte Lars van den Brink bekannte Sehenswürdigkeiten unseres Kontinents. Der Clou: In seine Montagen integriert er mit Witz die Besucher der legendären Ruinen.

Jeder Fotograf kennt das Problem: Beliebte Sehenswürdigkeiten wie die Akropolis oder das Forum Romanum sind so gut besucht, dass man sein Motiv fast nie ohne störende Passanten ablichten kann. Nicht ohne Grund ist eine populäre Funktion in Photoshop die inhaltsbasierte Füllung, mit der sich störende „Objekte“ aller Art entfernen lassen. Lars van den Brink dreht in seiner Serie „Ruins of Europe“ den Spieß einfach um und nutzt die omnipräsenten Touristen als schmückendes Beiwerk für seine Aufnahmen. Ihm gelingt damit ein Kunststück: Ein frischer Blick auf Motive, die schon millionenfach abgelichtet wurden.

Akropolis, Athen Alle Bilder: Lars van den Brink

Zum Einsatz kommt eine Technik, die der Niederländer selbst als „Frozen Time-lapse“ bezeichnet, was sich mit „eingefrorenem Zeitraffer“ übersetzen lässt. Die Momente, die auf seinen Bildern zu sehen sind, gab es in der Realität nie. Seine Motive sind vielmehr durchdachte Konstruktionen: „Ich vergleiche mich gerne mit einem Journalisten, der eine Reportage über eine Veranstaltung schreibt. Er macht sich Notizen und selektiert daraus später die Passagen, von denen er denkt, dass sie zusammengefügt die beste Geschichte erzählen. Genau so arbeite ich auch. Ich bin an den Locations meiner Bilder zwei bis drei Stunden. Zurück zu Hause wähle ich dann die Leute und die Szenen aus, die kombiniert ein spannendes Gesamtbild ergeben. Meine Aufnahmen sind mit Dutzenden kleinen Geschichten gefüllt.“ Die Bilder des 39-Jährigen werden deswegen auch als Wimmelbilder bezeichnet: es wimmelt in ihnen von Menschen und Details.

Am Set nimmt sich Lars van den Brink viel Zeit. Die Einzelbilder für die Montage schießt der Fotograf aus Amsterdam von einem sorgfältig ausgewählten Standort, immer mit der gleichen Fokuseinstellung. Am Rechner lässt er dann die Einzelaufnahmen zum finalen Bild verschmelzen. Das macht er so gut, dass viele Betrachter seiner Motive rätseln: Ist das Bild echt oder nicht? (sea)