Weg von der Gasheizung: Welche Optionen es für Mehrfamilienhäuser gibt

Seite 2: Sanierung in Serie

Inhaltsverzeichnis

Die Idee der "seriellen Sanierung" mit vorgefertigten Elementen stammt aus den Niederlanden. Dort wurde sie unter dem Namen "Energiesprong" bereits tausendfach umgesetzt. Die Sanierungskosten konnten nach Angaben von Energiesprong auf diese Weise um 40 Prozent gesenkt werden – und die Sanierungsdauer in einigen Fällen von zwei Wochen auf einen Tag. Mitunter können die Bewohner sogar in ihren Wohnungen bleiben und zuschauen, wie eine neue Fassade vorgehängt und ein neues Dach übergestülpt wird.

Mehr über die Energiewende

Die dena, die das Projekt koordiniert, schätzt das Potenzial in Deutschland allein für kleinere bis mittlere Mehrfamilienhäuser der fünfziger bis siebziger Jahre auf rund 300.000 Gebäude. Natürlich schützt auch eine gewisse Standardisierung bei solch alten Objekten nicht vor Überraschungen. Doch genau identisch sein müssen die Wohnblöcke nicht, damit sich eine serielle Sanierung lohnt: Jedes einzelne Haus werde "schnell und kostengünstig" mit Laserscannern vermessen, heißt es in einem Whitepaper. "Diese Daten werden in ein Gebäudeinformationsmodell eingespeist, das die technischen Zeichnungen erzeugt. Diese steuern dann eine flexible Fabrik, die die jeweiligen Sanierungspakete herstellt. Und für diese flexible Fabrik ist es dank Industrie 4.0 kein Problem, bei der Herstellung eines neuen Daches zwei oder fünfzig Zentimeter zu variieren."

Montage vorgefertigter Seitenelemente bei einem Studentenwohnheim von 1957 in Herford.

(Bild: Freitag/Pribaten/dena)

Das Projekt in Hameln lief nicht ganz so geschmeidig. Aus den geplanten drei Monaten Sanierung wurden zwölf. "Die Bausubstanz war schlechter als angenommen, Fassadenteile haben nicht genau gepasst, und es gab diverse andere Kinderkrankheiten", sagt Christina Stahl, die das Projekt bei der dena betreut. Die Erfahrungen aus den Niederlanden habe man nur bedingt auf Deutschland übertragen können: "In den Niederlanden gibt es viele kleine vermietete Einfamilienhäuser, hierzulande eher Mehrfamilienhäuser."

Wegen solcher Anlaufschwierigkeiten sei die serielle Sanierung bisher allerdings noch teurer als eine herkömmliche, sagt Stahl. Abgefedert werde dies im Moment durch Förderungen. Auf Dauer soll sich das Verfahren – wie in den Niederlanden – aber aus eigener Kraft durchsetzen. Doch ohne hohe Stückzahlen keine sinkenden Kosten, ohne sinkende Kosten keine hohen Stückzahlen. Der Flaschenhals liege dabei, so Stahl, weniger in der Nachfrage als im Angebot: Es gebe zu wenig Bauunternehmen, die sich ein neues Geschäftsfeld aufbauen wollen. "Der Baubranche geht es relativ gut, die haben keinen so großen Druck", sagt Stahl.

Das nächste Projekt für eine serielle Sanierung läuft in Herford bereits: Ein Studentenwohnheim von 1957 mit 24 Wohnungen.