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Bundestagswahl 2017: Der Wahl-O-Mat und die Alternativen

Welcher digitale Wahlhelfer ist die richtige Wahl?

Weder der Wahl-O-Mat, noch der WahlSwiper oder das Wahl Navi können uns bei der Bundestagswahl am 24.09.2017 die Qual der Wahl abnehmen. Aber sie können als Orientierungshilfe dienen und einen Überblick über die Haltung der Parteien geben. Ich habe mir angesehen, ob und wie gut das den Apps und Webdienste gelingt.

Manch einer ist politisch gut informiert - aus persönlichem Interesse heraus oder weil man beruflich damit zu tun hat - und weiß über jede Partei und jeden Politiker im Land bestens Bescheid. Wer zur Wahl steht und vor allem für wen die eigene Stimme abgegeben wird, ist für diese Politik-Profis schon lange klar. Manch anderer hingegen hat nur wenig Kontakt mit politischen Themen, den Parteien und einzelnen Politikern, einfach weil das Interesse gering ist oder der Bezug fehlt. Trotzdem hat auch diese Personengruppe zumindest eine Ahnung, wenn auch keine Sicherheit, wenn es um das Thema Politik beziehungsweise Wahlen geht. Wiederum andere haben allerdings überhaupt keinen Plan, wenn es um Politik geht - sei es aufgrund von Politikverdrossenheit oder auch reinem Unverständnis.

Für die meisten Politik-Profis steht fest, das gewählt wird. Auch ein Großteil der Politik-Laien und Hobby-Politiker wird zumindest zu "großen" Wahlen wie der Bundestagswahl aktiv, während die meisten Politikverdrossenen zwar nicht wählen, dafür aber trotzdem meckern. Sich mehr oder weniger gut mit Politik auszukennen, bedeutet aber nicht unbedingt, dass man auch über die ausreichende Sicherheit oder Entschlossenheit verfügt, um "das Kreuz an der richtigen Stelle" zu machen.

Wozu überhaupt Wahl-Apps und Webdienste?

Software kann und soll uns die Wahl natürlich nicht abnehmen – aber vielleicht ein bisschen dabei unterstützen, einen besseren Überblick über die zur Wahl stehenden Parteien und Politiker zu erlangen. Sie dienen also als Informationsquelle und geben Aufschluss darüber, wie sehr die eigene politische Einstellung mit den einzelnen Parteien und ihren Parteiprogrammen übereinstimmt.

Der Wahl-O-Mat und die Alternativen (17 Bilder)

Den wichtigsten Hinweis gibt der Wahl-O-Mat gleich zu Beginn: wählen gehen müssen wir noch selbst - und zwar am 24.09.2017.

Die digitalen Wahlhelfer und ihre Funktionen im Vergleich

Der Wahl-O-Mat stand den Wählern erstmals 2013 als Orientierungshilfe zur Seite. Nun gibt es den digitalen Wahlhelfer der Bundeszentrale für politische Bildung erneut als Webdienst und App für Android und iOS. Beim Wahl-O-Mat beantwortet ihr 38 Fragen zu unterschiedlichen politischen Themengebieten mit "stimme zu", "neutral" oder "stimme nicht zu". Inhaltlich geht es unter anderem um Innen- und Außenpolitik, Renten- und Arbeitspolitik sowie Steuerpolitik. Diese Themen lassen sich je nach eigener Haltung auch unterschiedlich gewichten. Im letzten Schritt hat man die Möglichkeit, acht der berücksichtigten 32 Parteien für die Auswertung auszuwählen. Das Ergebnis zeigt die prozentuale Übereinstimmung mit der Haltung der Parteien zu den gestellten Fragen - diese haben im Vorfeld ebenfalls den Fragenkatalog beantwortet. Schade ist allerdings, dass man nur acht und nicht alle Parteien für die Auswertung auswählen kann.

Das Wahl Navi wurde von Politikwissenschaftlern im Auftrag von RTL entwickelt. Der Fragenkatalog des Wahl Navis besteht aus 30 Fragen zu ähnlichen Themengebieten wie bei dem Wahl-O-Mat. Etwas anders hingegen sieht die Beantwortung der Fragen aus: das Wahl Navi bietet insgesamt sechs Antwortmöglichkeiten für jede Frage. Diese reichen von "stimme überhaupt nicht zu" und "stimme eher nicht zu" über "stimme teils zu/nicht zu" bis hin zu "stimme eher zu" und "stimme voll und ganz zu". Wer sich unsicher ist oder mit der jeweiligen Frage nichts anfangen kann, der kann auch "weiß nicht" anklicken. Nach den 30 Fragen zeigt das Wahl Navi dem Nutzer einige Parteien sowie die Spitzenkandidaten an, die unabhängig von der Wahlentscheidung auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht gut) bis 10 (sehr gut) bewertet werden sollen. Anschließend folgt die Auswertung mit prozentualer Übereinstimmung je Partei. Unter der Auswertung gibt es einen Bereich, wo man zu jeder Frage die eigene Position mit der der Parteien abgleichen kann.

Mit "Wahl-Tinder" bezeichnet man gerne ein wenig spöttisch die App WahlSwiper . Die mobile App gibt es kostenlos für Android- und iOS-Geräte. Und trotz des unterhaltsamen Spitznamens, glänzt die App doch im Vergleich mit den anderen Wahl-Helferlein - vor allem durch die Tatsache, dass nach Beantwortung der 30 Fragen alle wählbaren Parteien für die Auswertung berücksichtigt werden. So erhält man nicht nur das umfangreichste Ergebnis im Hinblick auf die Übereinstimmung des eigenen politischen Standpunktes mit dem der Parteien, sondern auch das präziseste.

DeinWal geht die Sache etwas anders an. Auf der DeinWal-Webseite werden Abstimmungen, die im Bundestag bereits stattgefunden haben, in Quiz-Form aufbereitet und dem Wähler zur erneuten Abstimmung vorgelegt. Statt die eigene politische Haltung mit Wahlversprechen zu vergleichen, stellt der Dienst sie also der in der Vergangenheit tatsächlich gelebten Politik der Parteien gegenüber. Antworten kann man jeweils mit "Ja", "Nein" oder "Enthalten". Das Quiz umfasst 42 Fragen aus 12 Themengebieten wie Gesundheit, Bildung, Arbeit und Energie. Nach Beantwortung aller Fragen erhält man eine Übersicht über die eigenen Antworten und die Übereinstimmung mit den Parteien. Am Ende der Auswertung geben die Betreiber der Seite einen wichtigen Hinweis: "DeinWal.de sollte auf gar keinen Fall die einzige Quelle sein, die du für deine Entscheidung zur Bundestagswahl nutzt!". Dieser Hinweis sollte für alle hier vorgestellten Apps und Webdienste gelten.

Ein paar nischige Kandidaten

Während sich der Wahl-O-Mat und seine relativ populären Alternativen mit einem breiten Themenspektrum beschäftigen und sich dies auch in den gestellten Fragen und vorgestellten Thesen widerspiegelt, gibt es eine Handvoll weniger bekannte Alternativen, die sich auf ganz bestimmte Themen-Bereiche spezialisiert haben. So unter anderem der Agrar-O-Mat , der sich vornehmlich mit dem Thema Landwirtschaft auseinandersetzt und die Haltung der einzelnen Parteien speziell zu diesem Bereich unter die Lupe nimmt. Ebenso speziell geht es beim Sozial-O-Mat und den D64 Digital Thesen zu. Während beim Sozial-O-Mat vor allem soziale Themen wie Familie, Pflege und Armut im Vordergrund stehen, geht es bei den D64 Digital Thesen vor allem um Digitalpolitik. Hier wird die Haltung der Parteien zu Themen wie Datenschutz, Social Media, Mobiles Arbeiten sowie der Stellenwert des Internets in der Gesellschaft aufgezeigt.

Nicht ganz so ernst meint es hingegen wohl der Musik-O-Mat vom Musik-Streaming-Anbieter Deezer. Das Quiz besteht aus acht Fragen zum Thema Musik und beschäftigt sich mit unseren musikalischen Vorlieben. Diese werden dann in der Auswertung mit den (angeblichen) Präferenzen der Parteien abgeglichen, sodass man anhand des Ergebnisses ablesen kann, welcher Partei man (musikalisch) am nächsten steht.

Monothematische Wahl-O-Mat-Alternativen (10 Bilder)

Der Agrar-O-Mat stellt vor allem landwirtschaftlich relevante Fragen.

Mein Fazit

Zum Glück hatte ich bereits vor der Benutzung all der Wahl-Apps und Webdienste eine Ahnung davon, was ich am 24.09.2017 wählen werde - ansonsten wäre ich jetzt unsicherer als zuvor. Denn die acht digitalen Wahlhelfer unterscheiden sich stark: in den Methoden zur Auswertung, in den Fragen, den zugrundeliegenden Thesen und nicht zuletzt im Ergebnis. Wer sich gern ein wenig über die Haltung der Parteien informieren und diese mit der eigenen politischen Einstellung abgleichen möchte, dem kann ich die Nutzung von ein oder zwei ausgewählten Wahl-Apps durchaus empfehlen. Man sollte dabei darauf achten, dass die genutzte Plattform möglichst viele der Parteien berücksichtigt, die am 24.09. wählbar sind. Das macht meiner Meinung nach die App WahlSwiper am besten, wenn es um mobile Wahlhelfer geht. Bei den Webdiensten kommt der Wahl-O-Mat dieser Parteien-Vielfalt am nächsten, allerdings lassen sich hier immer nur acht Parteien gleichzeitig für die Auswertung auswählen, während man beim WahlSwiper alle 33 Parteien gleichzeitig auswählen kann.

Ganz unabhängig von der Wahl der richtigen Wahl-App, finde ich es unglaublich wichtig am 24.09.2017 tatsächlich wählen zu gehen und nicht nur am Rechner oder Handy "so zu tun als ob". Wer zu Hause sitzt und sich über bestehende Missstände beschwert, aber nicht wählen geht, der trägt nach meinem Dafürhalten eine Mitschuld an eben diesen Missständen. Und für die, bei denen es nur an der eigenen Faulheit scheitert: es gibt ja immer noch die Briefwahl, die jeder ganz bequem online beantragen kann.

Habt ihr selbst schon den Wahl-O-Mat oder eine andere Wahl-App benutzt? Was für Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Erzählt doch in den Kommentaren davon.

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