c't 14/2023
S. 102
Test & Beratung
Prozessoren

CPU-Wegweiser 2023

Desktop-Prozessoren vom Dual-Core bis zum superschnellen 64-Kerner im Vergleich

Moderne CPUs werden durch Hybrid-Kerne, zusätzlichen Stapelcache und Chiplet-Aufbau immer schneller, aber auch komplexer. Wir helfen Ihnen, unter Hunderten den optimalen Prozessor zu finden und sich nicht im Dickicht der verwirrenden Bezeichnungen zu verirren.

Von Christian Hirsch

Nach einer Ruhephase legte der Fortschritt bei Desktop-Prozessoren in den vergangenen sechs Monaten wieder an Tempo zu. AMD startete im September 2022 mit den Ryzen 7000 und der komplett neu entwickelten Plattform AM5. Die bisherigen AM4-Mainboards und Ryzen-5000-Prozessoren „Vermeer“ gibt es aber weiterhin günstig zu kaufen. Intel konterte nur wenige Wochen später mit der 13. Core-i-Generation „Raptor Lake“. Dabei handelt es sich um das erste Update der Hybrid-CPUs mit unterschiedlich schnellen Kernen, die ein Jahr zuvor als Core i-12000 „Alder Lake“ in den Handel kamen.

​Momentan stehen allein bei den aktuellen Prozessorserien über hundert verschiedene Modelle zur Auswahl, zu denen sich noch mehr oder minder gut verfügbare Restposten vorheriger Generationen gesellen. Die Suche nach der passenden CPU gestaltet sich dabei nicht einfach: Um die Performance teils gezielt für bestimmte Anwendungen weiter zu steigern, setzen die Hersteller auf immer mehr CPU-Kerne, die inzwischen unterschiedlich leistungsstark sein können oder bieten Spezialvarianten mit größeren Caches an.

​Wie Sie dabei den Überblick behalten und den optimalen Prozessor für Ihren Einsatzzweck finden, erklären wir in diesem CPU-Ratgeber. Neben der Übersicht der aktuellen Plattformen und deren Eigenschaften liefern wir Messdaten zur Performance, Effizienz und dem Preis/Leistungsverhältnis von Desktop-Prozessoren der vergangenen sechs Jahre. Dafür haben wir über 50 Prozessoren verschiedener Generationen und Leistungsklassen unter die Lupe genommen.

​Mehr Leistung im Mainstream

​Um eine riesige Bandbreite bei der Performance abzudecken, schicken die Chiphersteller verschiedene Plattformen ins Rennen (siehe Tabelle auf S. 103). AMD befindet sich gerade in einer Übergangsphase. Für die junge AM5-Plattform gibt es bislang lediglich teurere Ryzen-7000-Prozessoren für 230 Euro bis 800 Euro. Auch die Board-Preise gingen bis vor Kurzem erst bei knapp 200 Euro los. Das ändert sich jetzt mit dem jüngst vorgestellten A620-Chipsatz.

​Das Preissegment darunter deckt AMD weiterhin mit der 2017 eingeführten AM4-Plattform ab. Für diese legte der Hersteller im vergangenen Jahr zahlreiche attraktive CPUs der Serien Ryzen 4000 und 5000 nach, die sich insbesondere für Aufrüster lohnen.

​Bei Intel gibt es für das Brot-und-Butter-Segment hingegen seit Ende 2021 die Fassung LGA1700. Die dazu passenden Prozessoren der 12. und 13. Core-i-Generation sind technisch eng miteinander verwandt. Die Spannweite reicht vom Celeron G6900 für 67 Euro mit zwei Kernen bis zum 24-Kerner Core i9-13900KS mit 6 GHz Spitzentakt für 800 Euro.​

Aktuelle Prozessorplattformen​​​​ 2023
Plattform / Fassung Prozessoren CPU-Kerne RAM: Kanäle / maximale Kapazität Chipsätze
Desktop-PC / Workstation​​​​
AMD AM5 Ryzen 7000 6 bis 16 2 / 192 GByte DDR5 A620, B650(E), X670(E)
AMD AM4 Ryzen 3000(G), 4000(G), 5000(G) 4 bis 16 2 / 128 GByte DDR4 A520, B550, X570
Intel LGA1700 Celeron G6900, Pentium Gold G7400, Core i-12000, Core i-13000 2 bis 24 2 / 192 GByte DDR5 oder 128 GByte DDR4 H610, B650, H670, Q670, W680, Z690, B760, H770, Z790
High-End-Workstation​​​​
AMD sWRX8 Ryzen Threadripper Pro 5000WX 16 bis 64 8 / 2 TByte DDR4 WRX80
Intel LGA4677 Xeon W-2400 6 bis 24 4 / 2 TByte DDR5 C741, W790
Intel LGA4677 Xeon W-3400 16 bis 56 8 / 4 TByte DDR5 C741, W790

Die früheren High-End-Desktop-Prozessoren (HEDT) Core X und Ryzen Threadripper sind hingegen ausgestorben. Stattdessen leben die AMD Ryzen Threadripper Pro mit bis zu 64 CPU-Kernen und acht Speicherkanälen in High-End-Workstations weiter. Sie stammen von den Server-Chips Epyc ab. Für leistungsstarke Workstations bietet Intel als Konkurrenz zu Ryzen Threadripper Pro die Xeon W-2400 und W-3400 mit vier beziehungsweise acht Speicherkanälen und maximal 56 Kernen an.

​Doch wie finde ich die richtige CPU für mich? Für gängige Einsatzzwecke lässt sich diese Frage leicht beantworten: Wer einen neuen, zukunftssicheren Allround- oder Gaming-PC anschaffen will, sollte für seinen Rechner mindestens sechs (Performance-)Kerne einplanen. Für preiswerte Systeme hat AMD mit der AM4-Plattform die Nase vorn, denn der Hersteller hat die Preise für die Ryzen 4000 und 5000 in den letzten Monaten erheblich gesenkt. Die Hexa-Cores Ryzen 5 5600 ohne und Ryzen 5 5600G mit integrierter Grafik kosten um die 130 Euro.

​Im mittleren Preissegment für anspruchsvollere Anwendungen schlägt das Pendel hingegen Richtung Intel aus. Dank des Hybrid-Designs rechnen im Core i5-13500 für 260 Euro sechs Performance- und acht Effizienzkerne. Wer hingegen mit seinem Rechner hauptsächlich 3D-Spiele zocken will, sollte eher zu den Ryzen 7000 greifen. Deren große Caches wirken sich positiv auf die Bildrate aus, das gilt insbesondere für den Ryzen 7 7800X3D (480 Euro) mit zusätzlichem Stapelspeicher.

​Achten Sie beim Prozessorkauf immer darauf, egal ob AMD- oder Intel-Prozessor, die sogenannte Boxed-Variante auszuwählen, denn nur bei dieser geben die Hersteller drei Jahre Garantie. Bei den meisten 65-Watt-CPUs ist zudem ein passender Kühler dabei.

​AMD legt vor

​Bei den im Herbst 2022 vorgestellten Ryzen 7000 „Raphael“ hat AMD kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. Die neue Plattform AM5 bringt PCI Express 5.0, DDR5-RAM und neue Mainboard-Chipsätze. Dank 5-Nanometer-Fertigung konnte AMD bei den Ryzen 7000 durch modernisierte Zen-4-Rechenwerke und höhere Taktfrequenzen die Performance zu den Ryzen 5000 mit Zen-3-Architektur um 25 bis 50 Prozent steigern. Zudem enthalten alle Ryzen 7000 im Unterschied zu den Vorgängern endlich eine integrierte GPU und zeigen deshalb auch ohne Grafikkarte ein Bild.

​Die aktuelle Ryzen-Generation gibt es mit 6, 8, 12 und 16 Kernen. Die Zahl der Kerne spiegelt sich auch grob im Namensschema wider: Ryzen 3 bedeutet Quad-Core, Ryzen 5 Hexa-Core und Ryzen 7 Octa-Core. Für die High-End-Varianten mit 12 und 16 Kernen reserviert AMD die Kennung Ryzen 9. Die Ryzen 7000 bestehen aus Chiplets, genauer I/O-Die und CPU Core Die (CCD) mit je acht Kernen und 32 MByte Level-3-Cache. Der Ryzen 9 haben deshalb zwei CCDs.

Die Ryzen 7000 (zweiter von links) fallen durch ihren strukturierten Heatspreader auf. Intels LGA1700-CPUs (zweite von rechts) legen verglichen mit den Vorgängern an Größe zu. An die Ryzen Threadripper kommen sie aber nicht heran.
Die Ryzen 7000 (zweiter von links) fallen durch ihren strukturierten Heatspreader auf. Intels LGA1700-CPUs (zweite von rechts) legen verglichen mit den Vorgängern an Größe zu. An die Ryzen Threadripper kommen sie aber nicht heran.

​Wir empfehlen, die Ryzen 7000 ohne X zu kaufen, denn diese Varianten mit 65 Watt Thermal Design Power (TDP) schlucken deutlich weniger Energie als die Ryzen 7000X, rechnen aber nur unwesentlich langsamer. Die High-End-Varianten Ryzen 9 7900X und 7950X mit 170 Watt TDP dürfen dauerhaft bis zu 230 Watt verheizen. Hier lautet unser Rat, sie im Eco-Modus mit 105 Watt TDP zu betreiben. Das kostet nur einige Prozent Performance und sie lassen sich wesentlich einfacher kühlen.

​Im Frühjahr 2023 legte AMD mit den speziell fürs Gaming optimierten Ryzen 7000X3D mit 120 Watt TDP nach. Dort stapelt der Chiphersteller zusätzliche 64 MByte Level-3-Cache auf ein CCD. Der Ryzen 7 7800X3D mit acht Kernen ist nicht nur aus finanzieller Sicht das attraktivste der drei X3D-Modelle. Denn Ryzen 9 7900X3D und 7950X3D tragen nur auf einem der beiden CCDs Stapelcache, was spezielle Treiber für Windows erfordert, damit die Zuordnung bei Spielen optimal funktioniert.

​Von schnellerem Übertaker-RAM mit XMP- oder EXPO-Profil raten wir dringend ab. Die Board-Hersteller heben dabei auch interne CPU-Spannungen an, wodurch sich in den letzten Wochen insbesondere bei Ryzen 7000X3D durchgebrannte Prozessoren häuften [1].

​AM4-Schnäppchen

​Die schon länger erhältlichen Ryzen 5000 für die Fassung AM4 teilen sich in zwei Varianten auf, die leider nicht immer anhand der Bezeichnung zuzuordnen sind. Die Ryzen 5000X „Vermeer“ mit 6 bis 16 Zen-3-Kernen, wozu aber auch der Ryzen 5 5600 zählt, bestehen wie die Ryzen 7000 aus mehreren Chiplets. Pro CCD stehen 32 MByte L3-Cache zur Verfügung.

​Die Ryzen 5000G „Cezanne“ mit integrierter Grafik verwenden hingegen einen einzelnen Chip (monolithisches Die). Aus Platzgründen hat AMD den L3-Cache bei ihnen halbiert, die PCIe-Lanes arbeiten nur im PCIe-3.0- statt -4.0-Modus und es gibt maximal acht Zen-3-Kerne. Zu den Ryzen 5000G gehört aus technischer Perspektive auch der Ryzen 5 5500, allerdings hat der Chiphersteller bei diesem Hexa-Core die GPU abgeschaltet. Für Gaming-PCs eignet er sich wegen des mit 16 MByte relativ kleinen L3-Cache nicht so gut.

​Als Schmankerl für Gamer schickte AMD im Frühjahr 2022 den Achtkerner Ryzen 7 5800X3D ins Rennen. Vom zusätzlichen Level-3-Stapelcache profitiert vor allem die Bildrate bei 3D-Spielen. Mit Erscheinen der Ryzen 7000 hat der Hersteller die Preise für AM4-Ryzen wie erwähnt massiv gesenkt. Das gilt auch für den Ryzen 7 5800X3D, der nun 320 statt 500 Euro kostet.

​Die Billig-CPUs der Serie Athlon hat AMD eingestampft. Stattdessen decken nun Ryzen-4000-Prozessoren mit leicht ergrauter Zen-2-Technik das Preissegment unter 100 Euro ab. Von Restposten wie Ryzen 1000, 2000 und 3000 sollten Sie hingegen die Finger lassen, zumal die erste Ryzen-Generation nicht Windows-11-tauglich ist.

​Intels Konter

​Beginnend mit Oktober 2022 ließ Intel im Laufe der vergangenen Monate die 13. Core-i-Generation „Raptor Lake“ vom Stapel. Dabei handelt es sich hauptsächlich um ein Performance-Update, bei dem die Zahl der Kerne sowie die Taktfrequenzen zulegten. Denn den großen Sprung vollzog Intel bereits ein Jahr zuvor mit Core i-12000 „Alder Lake“. Dazu gehört die neue Plattform LGA1700 mit DDR5-RAM und PCIe 5.0. Zudem krempelte der Chiphersteller die Prozessorarchitektur komplett um.

​In den in 10-Nanometer-Technik (Intel 7) gefertigten Chips rechnen leistungsstarke Performance- und kompakte Effizienzkerne gemeinsam. Die P-Kerne sind eine Weiterentwicklung von vorherigen Core-Generationen. Sie enthalten wesentlich mehr Ausführungseinheiten und ein breiteres Frontend sowie größere Caches. Die P-Cores „Golden Cove“ von Core i-12000 und „Raptor Cove“ von Core i-13000 unterscheiden sich kaum. Hauptsächlich ist der Level-2-Cache von 1,25 auf 2 MByte pro Kern angewachsen.

​Die Effizienzkerne „Gracemont“ haben ihre Wurzeln hingegen bei den Billigchips der früheren Atom-, Celeron-J/N- und Pentium-J/N-Prozessoren. Diese hat Intel ebenfalls kräftig aufgebohrt, sodass diese nun auch AVX-Befehle ausführen können. Sie sind nicht ganz so leistungsfähig wie die P-Kerne, benötigen dafür viel weniger Platz auf dem Halbleiter-Die. Ihre Rechenleistung liegt dennoch ungefähr auf dem Niveau der Core i-6000 „Skylake“. Auf dem Die sitzen die E-Kerne immer in Viererblöcken und teilen sich jeweils 2, bei Raptor Lake 4 MByte L2-Cache.

​Daraus ergibt sich die Produktunterscheidung der aktuellen Intel-Chips, die wegen der größeren Zahl der angebotenen Modelle etwas komplexer als bei AMD ist: Core i3 haben vier P-Kerne, Core i5 sechs und Core i7 und i9 jeweils acht. Ab der 13. Generation spendiert Intel den Core i5 und höher zusätzlich vier bis 16 Effizienzkerne. Zuvor war dies mit Ausnahme des Core i5-12600K den Core i7 und Core i9 vorbehalten. Weil die P-Kerne Simultaneous Multithreading (SMT) haben, die E-Kerne aber nicht, können Core i9-13000 somit 32 Threads parallel ausführen.​

Doch bei der Aufgabenverteilung bei Hybrid-CPUs gibt es ein kniffliges Problem: Damit sie optimal klappt, muss das Betriebssystem beziehungsweise sein sogenannter Scheduler die unterschiedlichen Kerne richtig erkennen und die Threads passend zuordnen. Microsoft hat dies erst bei Windows 11 eingebaut. Zudem enthalten Raptor- und Alder-Lake-Prozessoren zusätzlich einen Mikrocontroller namens Thread Director. Dieser überwacht die Instruktionen der aktuell laufenden Threads und kategorisiert sie innerhalb von wenigen Mikrosekunden in vier verschiedene Leistungsklassen. Diese Informationen wertet der Scheduler dann aus. Unter Windows 10 laufen die Core i-12000 und i-13000 zwar auch, bei manchen Anwendungen jedoch nur mit angezogener Handbremse [2].

​Prozessorschwemme

​Für viele der günstigen Core-i-13000-Modelle recycelt Intel Halbleiter-Dies der Core i-12000. Deshalb können nur die Prozessoren der Serien Core i7- und i9-13000 sowie der Core i5-13600K offiziell mit DDR5-5600 umgehen. Zudem erhalten auch nur diese CPUs den vergrößerten Cache.

​Zusätzlich zu den Standardvarianten hat der Chiphersteller noch Spezialtypen mit den Buchstaben T, K, F, KF oder KS im Angebot. Den F-Modellen wie zum Beispiel dem Core i5-13400F fehlt die integrierte Grafikeinheit und sie lohnen sich deshalb nur für Gaming-PCs, in denen eh eine Grafikkarte eingebaut ist. K-CPUs wie der Core i5-13600K haben einen frei einstellbaren Taktmultiplikator, dürfen mehr Energie aufnehmen und zielen auf Übertakter ab. Bei den KF-Typen wie dem Core i7-13700KF handelt es sich um eine Kombination aus beiden Merkmalen.

Derzeit befinden wir uns mitten im Übergang von DDR4- zu DDR5-RAM (oben). Module mit dem schnelleren Speicher tragen einen Spannungswandler, zudem ist die Kodierkerbe etwas weiter innen.
Derzeit befinden wir uns mitten im Übergang von DDR4- zu DDR5-RAM (oben). Module mit dem schnelleren Speicher tragen einen Spannungswandler, zudem ist die Kodierkerbe etwas weiter innen.

​Das Spitzenmodell legte Intel nach ein paar Monaten noch einmal als Special Edition neu auf. Der Core i9-13900KS taktet mit 6 GHz in der Spitze 200 MHz schneller als der Core i9-13900K und darf dabei 320 Watt statt 253 Watt schlucken, sofern die Spannungsversorgung des Mainboards und die Kühlung mitspielen. Am anderen Ende der Leistungsskala liegen die T-Varianten. Sie treten mit reduzierter Thermal Design Power von 35 statt 65 Watt an. Allerdings lohnen sie sich nur für Komplett-PC-Hersteller, denn sie rechnen bei gleichem Preis deutlich langsamer und im BIOS-Setup der meisten Boards kann man bei jeder aktuellen Intel-CPU das Power-Limit von Hand frei einstellen.

​Von älteren CPU-Plattformen von Intel wie LGA1200 für Core i-10000 und -11000 oder LGA1151 für Core i-8000 und i-9000 sollten Sie bei einer Neuanschaffung die Finger lassen. Diese noch in 14-Nanometer-Technik gefertigten Chips hinken bei Rechenleistung und Effizienz modernen Prozessoren hinterher. Zudem bieten die alten Fassungen keine attraktiven Aufrüstmöglichkeiten.

​Schnell und sparsam?

​In der Tabelle auf Seite 107 haben wir eine charakteristische Auswahl von über 50 Desktop-Prozessoren der letzten sechs Jahre getestet. Auch wenn die CPU aus Ihrem aktuellen Rechner nicht dabei ist, können Sie anhand der Generation und der Zahl der Kerne ungefähr abschätzen, wo sich Ihr Prozessor einsortiert.

​Für die Performancemessung haben wir den kostenlosen Rendering-Benchmark Cinebench R23 verwendet, der unter Windows und macOS läuft (Download über ct.de/y4ed). Er gibt einen guten Anhaltspunkt, wie sich ein Prozessor bei anspruchsvollen Aufgaben wie Kompilieren, 3D-Rendering oder wissenschaftliche Simulationen schlägt.

​Obendrein misst er die Rechenleistung eines einzelnen Kerns, die für Office-Programme oder Webbrowsing wichtig ist. Hier spielen vor allem die Architektur der Recheneinheiten und hohe Taktfrequenzen hinein.

​In der Multithreading-Wertung stehen die High-End-CPUs AMD Ryzen Threadripper 3990X und 5990WX mit 64 CPU-Kernen und über 60.000 Cinebench-Punkten unangefochten an der Spitze, die allerdings mit mittleren vierstelligen Eurobeträgen einen hohen Preis haben. Von unten drängen langsam aber stetig Mittelklasse-CPUs wie der Core i5-13500 nach oben. Die 260-Euro-CPU mit sechs Performance- und acht Effizienzkernen liegt nur 13 Prozent hinter der vier Jahre alten, 1200 Euro teuren High-End-CPU Core i9-10980XE mit 18 Kernen. Das zeigt, dass das Hybrid-Konzept von Intel in dieser Hinsicht aufgeht.

​Noch viel stärker zeigt sich der Fortschritt bei den Architekturverbesserungen und der damit verknüpften Rechenleistung pro Kern. Sie verdoppelte sich von 2017 zu heute, wenn man die AMD-Topmodelle Ryzen 7 1800X und Ryzen 9 7950X gegenüberstellt. Den Spitzenwert von 2177 Punkten holt in unserer Auswahl aber der Core i9-13900K dank seines Turbotakts von 5,8 GHz. Zudem haben in dieser Disziplin auch preiswerte CPUs enorm zugelegt. Der 100-Euro-Dual-Core Pentium G7400 verfehlt mit 1424 Punkten nur knapp den 5900 Euro teuren Ryzen Threadripper Pro 5990WX (1448 Punkte).

​Trotz der absolut hohen Leistungsaufnahme spielen die Ryzen Threadripper auch bei der Effizienz oben mit. Für diese haben wir den Energiebedarf während eines Cinebench-Durchlaufs gemessen und zum Punkteergebnis ins Verhältnis gesetzt. CPUs mit vielen Kernen schneiden in dieser Disziplin grundsätzlich gut ab, weil sie nicht so hoch takten und somit weniger Spannung benötigen, die quadratisch in die Formel zur Verlustleistungsberechnung eingeht. Zudem fällt der Energiebedarf der übrigen PC-Komponenten bei Volllast nicht so stark ins Gewicht.

​Generell hat die Effizienz in den letzten Jahren im positiven Sinn weiter zugelegt: So schlucken der aktuelle Zwölfkerner Ryzen 9 7900 und der sechs Jahre alte Hexa-Core Core i7-8700K im Cinebench R23 mit 142 beziehungsweise 144 Watt ungefähr gleich viel, dafür rechnet die moderne CPU aber mehr als drei Mal so schnell. Mit den M1- und M2-CPUs in Apples MacMini kann aber keiner der getesteten Desktop-Prozessoren mithalten. Bei der Single- und Multithreading-Performance liegt der M2 zwar nur auf dem Niveau der Einsteiger-CPU Core i3-13100, begnügt sich jedoch unter Volllast mit lediglich 25 Watt fürs Gesamtsystem. Ganz fair ist der Vergleich nicht, da es sich um aufgelötete ARM-Mobilprozessoren mit vergleichsweise geringem Takt handelt.

​Beim Preis/Leistungsverhältnis sieht es 2023 rosiger aus als in den Vorjahren, in denen es wegen hoher Nachfrage und Chipmangel bei vielen Prozessoren zu Engpässen kam und sich einige Händler eine goldene Nase verdienten. Die AM4-Prozessoren der Serien Ryzen 4000 und 5000 führen diese Disziplin an.

​Das Schlusslicht bei der Rechenleistung pro Euro bilden die High-End-Chips von AMD und Intel mit 18 und mehr Kernen. Die gigantische Leistung lassen sich die Hersteller fürstlich bezahlen, denn Threadripper & Co. setzen mehrheitlich Firmenkunden als professionelles Arbeitsmittel ein.

​Generationenvergleich

​Anhand von jeweils zwei Sechskernprozessoren von AMD und Intel aus den Jahren 2017, 2020 und 2023 haben wir uns detailliert angeschaut, wo die Stärken und Schwächen der jeweiligen Prozessoren liegen (siehe Tabelle auf dieser Seite). Zudem lässt sich nachvollziehen, wo die Rechenleistung besonders stark zugelegt hat. Die sechs Core i5 und Ryzen 5 mit 65 Watt TDP haben bei Markteinführung zwischen 190 und 260 Euro gekostet und stecken auch in einigen unserer PC-Bauvorschläge.

​Wenn alle Kerne unter Dampf stehen, so wie beim Kompilieren, Videokodieren oder Komprimieren von Dateien, erzielen frühere Ryzen-Prozessoren einen kleinen Vorteil gegenüber den damaligen Core-i-CPUs. Dank der zusätzlichen Effizienzkerne schafft es der Core i5-13500 im aktuellen Herstellerduell, sich vor den Ryzen 5 7600 zu schieben. Beide legen im Vergleich zu den Vorgängern kräftig zu: Beim Core i5 hat sich die Multithreadingleistung in den vergangenen drei Jahren verdoppelt, beim Ryzen 5 beträgt das Plus rund 50 Prozent.

​Bei den wissenschaftlichen Anwendungen der Rodinia-Life-Science-Suite spielt neben der Zahl der Kerne auch der Speicherdurchsatz und die Größe der Caches eine wichtige Rolle. Hier liegen die beiden aktuellen Chips gleichauf. 3D-Spiele waren vor sechs Jahren dank der besseren Singlethreading-Performance noch eine klare Intel-Domäne. Inzwischen können hier auch die Ryzen 7000 mit großem L3-Cache und hohem Takt punkten.

​Der Office-Benchmark Sysmark 30 nutzt unter anderem MS-Office- und Adobe-Programme, wo Intel-Prozessoren schon immer vergleichsweise gut abschnitten. Auf der AM4-Plattform hagelte es bei der relativ frischen Sysmark 30 leider immer Fehler, sodass wir keine Werte ermitteln konnten.

​Ausblick 2023/2024

​Beim Neukauf sollten Sie den Prozessor nicht nur auf Ihre derzeitigen Anforderungen auslegen, sondern auch genug Spielraum für die kommenden Jahre einplanen. Zunächst eine billige CPU zu kaufen, um dann später einmal aufzurüsten, funktioniert in der Praxis in den seltensten Fällen. Denn AMD und Intel stellen die Fertigung für die meisten Prozessorvarianten wenige Jahre nach einem Generationswechsel ein.

​Im Herbst stehen für LGA1700 die Core-i-14000-Prozessoren an. Allerdings handelt es sich dabei nicht um die Desktop-Varianten der Mobil-CPU „Meteor Lake“, die aus Tiles unterschiedlicher Fertigung aufgebaut sind. Stattdessen plant Intel lediglich einen Neuaufguss der Core i-13000 als „Raptor Lake Refresh“ mit höherem Takt. Eine neue Architektur kommt erst 2024.

​Das gilt auch für AMD. Vermutlich erscheinen dieses Jahr noch einige Ryzen-7000-CPUs, die das monolithische Die der Mobilchips Ryzen 7040 „Phoenix“ mit integrierter RDNA3-Grafik verwenden. Für 2024 erwarten wir die ersten Zen-5-Prozessoren „Granite Ridge“, die vermutlich Ryzen 8000 heißen.

​Fazit

​​In den vergangenen Monaten machte die Rechenleistung bei Desktop-Prozessoren einen großen Satz nach vorne. Durch Überkapazitäten bei den Herstellern fallen zudem die Preise. Das trifft vor allem für CPUs im Bereich von 100 bis 350 Euro zu. Für viele Alltagsanwendungen bieten diese Prozessoren der Serien Core i5-13000 sowie Ryzen 5 7000 mit sechs (Performance-)Kernen mehr als genug Rechenleistung.

​Wer höhere Anforderungen für 4K-Videoschnitt, wissenschaftliche Berechnungen oder 3D-Rendering hat, findet bei beiden Herstellern starke CPUs mit bis zu 32 Threads für die Mainstream-Plattformen LGA1700 und AM5, die die teuren High-End-Plattformen vielfach überflüssig gemacht haben.

​Bei der Effizienz schneiden die Ryzen-Prozessoren dank kleinerer Strukturgrößen etwas besser ab als die Core-i-Pendants. An Apples M1- und M2-Prozessoren kommen derzeit aber beide x86-CPU-Hersteller in dieser Disziplin nicht vorbei. (chh@ct.de)

Download Cinebench R23: ct.de/y4ed

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