c't 25/2021
S. 42
Aktuell
Prozessoren

Bit-Rauschen

Intel Core i-12000, AMD-Erfolge, Exaflops in China

Intel holt mit „Alder Lake“ den AMD Ryzen ein. AMD punktet mit guten Finanzen, kräftigen Rechenbeschleunigern und wachsenden Marktanteilen. China liegt angeblich im Exaflops-Rennen weit vorne.

Von Christof Windeck

Endlich wird es wieder spannend bei den PC-Prozessoren: Intel trumpft mit dem Core i9-12900K alias „Alder Lake“ auf, siehe Seite 84. Er zieht zwar nicht in sämtlichen Benchmarks an AMDs Ryzen vorbei und bleibt erwartungsgemäß hinter dem Threadripper zurück, aber die Karten sind neu gemischt. Zudem wetzt Intel die Scharte aus, jahrelang bei PCI Express 4.0 hinterhergehinkt zu sein: Bei PCIe 5.0 geht Intel voran, ebenso bei DDR5-Speicher und bei hybriden x86-Prozessoren. Der Mischbetrieb von besonders starken und besonders effizienten Kernen funktioniert ziemlich gut. Und AMD steht etwas dumm da, weil die Ryzens unter Windows 11 trotz mehrerer Patches noch immer ein wenig lahmer rechnen als unter Windows 10. Verschwörungstheoretiker wähnen eine unheilige Wintel-Allianz im Hintergrund, aber es geht eher um von AMD hausgemachtes Treiber-Ungeschick. Und wirklich relevant sind die kleinen Vor- und Nachteile ohnehin nicht. Mit dem Core i-12000 macht sich jedenfalls Intel das schönste Geschenk zum 50. Geburtstag des Mikroprozessor-Urahns 4004 (siehe S. 132) selbst.

Intels „Alder Lake“ in der Version Core i5-12600K in der neuen Fassung LGA1700: Den 10-Nanometer-Fertigungsprozess nennt Intel nun „Intel 7“, um im Vergleich mit TSMC und Samsung besser dazustehen.

Überraschend kaufte Intel für 125 Millionen US-Dollar einen Teil des CPU-Entwicklerteams der texanischen Firma Centaur. Die entwickelt sparsame x86-Prozessoren und gehört seit 22 Jahren zur taiwanischen Firma VIA. Centaur-Technik steckt auch in den „IDT WinChip“-Prozessoren aus den 1990er-Jahren. Wieso Intel die Zentauren übernimmt, wird aus den öffentlichen Informationen nicht klar.

AMD rückt vor

AMD wiederum hat einen Lauf: nicht nur exzellente Umsatz- und Gewinnzahlen im dritten Quartal 2021, sondern auch ein Aktienkurssprung am 8. November. Da kündigte AMD sowohl den superstarken Rechenbeschleuniger Instinct MI250X an, der den Supercomputer Frontier befeuert, als auch Epyc-Prozessoren mit aufgestapeltem „3D V-Cache“. Zusätzlich konnte man einen Rechenzentrums-Deal mit Meta alias Facebook eintüten, wo künftig mehr Epycs rechnen sollen. Dann bestätigte AMD für 2022 noch 96 Zen-4-Kerne für „Genoa“ sowie 128 leicht abgespeckte Zen-4c-Kerne für „Bergamo“, der 2023 folgen soll. Und in wenigen Monaten kommen Riesen-Cache-Ryzens, die gegen Intels Core i-12000 eine Schippe drauflegen.

Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Mercury Research dürfte AMD bei x86-Prozessoren bald den höchsten Marktanteil der Firmengeschichte ergattern, nämlich über 25 Prozent; derzeit sind es 24,6 Prozent. Vor allem bei Mobilprozessoren, Servern und Embedded Systems konnte AMD punkten, bei Desktops holte sich Intel 0,1 Prozent zurück. Laut Mercury Research ist die durch die Coronapandemie zunächst explodierte Nachfrage nach Billig-Notebooks und Chromebooks mittlerweile „verdampft“. Billigprozessoren wie Intels „Atom-Celeron“ N5095 tauchen nun auch andernorts auf, etwa in chinesischen Billigrechnern wie dem Beelink U59.

Exaflops-Rennen

Wenn Sie diese c’t-Ausgabe lesen, ist wohl schon die 58. Top500-Liste der weltweit schnellsten Supercomputer bekannt; darüber werden wir in der kommenden c’t 26/2021 berichten. Möglicherweise hat Frontier mit AMD-Technik – darunter die gigantische Instinct MI200, siehe Seite 48 – schon die Exaflops-Mauer übersprungen. Im Vorfeld gab es Aufregung um zwei chinesische Exaflops-Rechner, die angeblich schon seit Monaten laufen – das behauptet jedenfalls die Website The Next Platform unter Berufung auf anonyme Quellen. Diese EFlops-Supercomputer sind demnach mit chinesischen Prozessoren und Rechenbeschleunigern bestückt, weil die Betreiber keinen Zugriff mehr auf Technik von AMD, Intel, Nvidia oder IBM haben: Die US-Regierung hat alle Firmen und Institutionen, die an den chinesischen Exascale-Projekten mitarbeiten, auf Boykottlisten gesetzt. Die Berichte über die chinesischen EFlops-Erfolge sind zwar unbestätigt, aber durchaus realistisch: Dass China an eigener Rechentechnik arbeitet, ist öffentlich bekannt, und zu starken Rechenbeschleunigern wie dem Matrix 3000 gibt es glaubwürdige Eckdaten.

Die EU arbeitet weiter an einer Strategie für mehr lokale Halbleiterfertigung, Verbände wie VDE, ZVEI und Digitaleurope haben dazu Positionspapiere veröffentlicht. Doch auch hiesige Fertigung schützt nicht vor Chipmangel: Das zeigt das Beispiel der sehr beliebten, aber trotz (teilweise) europäischer Produktion noch monatelang knappen STM32-Mikrocontroller von STMicroelectronics. (ciw@ct.de)

Audio-Podcast Bit-Rauschen: ct.de/yz62

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