"Trek to Yomi" angespielt: Samurai Showdown

Wunderschön, aber simpel: Der Hack'n'Slay-Sidescroller "Trek to Yomi" verzückt mit stimmigem Schwarz-Weiß-Look, wird aber schnell eintönig.

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(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Ein Samurai, sein Schwert und unzählige Gegner. "Trek to Yomi" inszeniert eine opulent bebilderte Rache-Saga aus dem mittelalterlichen Japan. Zwischen all den schönen Lichteffekten und dem makabren Szenario bleibt aber nur wenig Platz für das eigentliche Spiel. Im Test entpuppt sich das Samurai-Abenteuer als simples Hack'n'Slay, dem es an Finesse und Abwechslung fehlt.

Japan im 17. Jahrhundert: Der Samurai Hiriko steht vor den Trümmern seines Lebens. Sein Dorf ist zerstört und seine große Liebe Aiko ist von mordgierigen Banditen entführt worden. Nur mit seinem Schwert bewaffnet macht er sich auf die Jagd. Die Rachereise führt ihn auch durch die Mythenwelt seines Landes.

"Trek to Yomi" angespielt (5 Bilder)

Traumhaft schön, aber abwechslungsarm: "Trek To Yomi" macht es Spielern und Spielerinnen nicht leicht. (Bild: heise online)

"Trek To Yomi" erzählt eine klassische Rache-Story, wie man sie aus vielen japanischen Samurai-Filmen kennt. Der Held ist ein ehrenwerter Samurai, schon von Kindheit an in der Schwertkunst geübt und kennt nur ein Ziel: sein Dorf zu beschützen und ehrenvoll zu sterben. Flying Wild Hog und Videospiel-Designer Leonard Menchiari machen daraus eine pathetische Reise in das Herz der Finsternis, das mit authentischer japanischer Sprachausgabe und wunderschönen Schwarz-Weiß-Bildern glänzt.

Es ist eine Pracht, wenn Hiriko durch sein brennendes Dorf rennt, in der Totenwelt Yomi schwebende Berge erklimmt und sich in Tempeln dem Bösen stellt. Visuell stimmt hier alles – von der Lichtgebung über Kontraste bis zu epischen Bildausschnitten. Die Perspektive bleibt nie starr, sondern wechselt in der Entfernung oder Richtung. Oft wird der 2D-Effekt durch bewegte Vorder- und Hintergründe gebrochen. Manchmal läuft Hiriko auch in die Tiefe. Das sieht schick aus, sorgt für Abwechslung – macht aber Probleme beim eigentlichen Spiel.

So schön Hirikos Rachetrip auch ist, spielerisch fällt den Entwicklern und Entwicklerinnen nicht allzu viel ein. Im Wesentlichen konzentriert sich der Kampf auf leichte und schwere Angriffe, die im Laufe des Spiels mit ein paar Kombos ergänzt werden. Spoiler: Die meisten davon braucht niemand. Mit Knopfdruck können Spieler und Spielerinnen Angriffe parieren und kontern. Mit dem perfekten Timing gleitet Hiriko dann an den Gegnern vorbei, teilt nach vorne und hinten Hiebe aus und kann sich so gleich gegen mehrere Gegnertypen vom irren Haudrauf über den wuchtigen Speerkämpfer bis zum eleganten Schwertmeister wehren. Gespeichert wird an heiligen Schreinen. Gegen Ende der rund 7-stündigen Spielzeit wartet ein besonders knackiger Bosskampf.

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Bis auf ein paar Schalterrätsel bleibt das Spiel recht simpel. Ein paar wenige Schlagkombos, ein bisschen Ausweichen und Parieren und schon werden die Gegner genüsslich geköpft und zerteilt – kein Wunder, dass "Trek to Yomi" bei dem Gemetzel und den effektvollen Todesschreien erst eine Freigabe ab 18 bekommen hat. Spätestens ab Mitte des Spiels schnetzelt sich Hiriko mit Leichtigkeit durch die Gegner: Schwer wird es nur, weil durch die Perspektivwechsel von Bild zu Bild die Übersicht verlorengeht. Ärgerlicherweise reagiert die Steuerung nur sehr träge. Am Ende bleibt so ein zwiespältiger Eindruck von einem visuell wunderschönen Spiel, das sich durch ein abwechslungsarmes und unausgereiftes Spielprinzip selbst ins eigene Schwert stürzt.

"Trek to Yomi" ist zu schön, um wahr zu sein. Die beeindruckende audiovisuelle Umsetzung steht einem langweiligen Spielprinzip gegenüber, dem schnell die Luft ausgeht. Dadurch sitzt das Spiel zwischen zwei Stühlen: Neugierige, die nur die Grafik genießen wollen, wird der teilweise frustige Schwierigkeitsgrad und die klischeehafte Story enttäuschen und den Hardcore-Gamern wird die Abwechslung fehlen. "Trek to Yomi" hat sich Prädikat "Style over Substance" redlich verdient.

"Trek to Yomi" ist für Windows, PS4/5 und Xbox One / Series erschienen und ist im Xbox Game Pass enthalten. Es kostet ca. 20 €. USK ab 18. Für unseren Text haben wir die Windows-Version durchgespielt und in die Xbox-Series-Version kurz reingeschnuppert.

(dahe)