MIT Technology Review 7/2023
S. 112
Review
Meinung

Halbe Sache

Nur den Konsum von Cannabis zu legalisieren, aber nicht den Handel, ist kurzsichtig und kontraproduktiv.

Drogenpolitik ist eine höchst irrationale Angelegenheit. Denn sie hat oft mit wirtschaftlichen und machtpolitischen Vorgaben zu tun und nur selten etwas mit Gesundheitsschutz. Das ist nicht neu. Dass sich dieses Muster auch bei der bevorstehenden Legalisierung von Cannabis in Deutschland wiederholen wird, ist aber zutiefst frustrierend.

Zur Erinnerung: Die internationale Ächtung von Cannabis war keineswegs das Ergebnis einer medizinischen Debatte, sondern einer politischen. Die ägyptische Regierung hat im Rahmen der zweiten internationalen Opiumkonferenz 1925 in Genf überraschend ein Verbot dieser Droge verlangt, nachdem die Verhandlungen über Kokain, Heroin und andere Substanzen monatelang stockten. Die deutsche Delegation lehnte den Vorschlag der Ägypter zunächst ab, doch die drohten mit einem Einfuhrstopp für Kokain und Heroin – wichtige und auf dem internationalen Mark höchst erfolgreiche Erzeugnisse der deutschen Pharmaindustrie. Um wirtschaftlichen Schaden abzuwenden, stimmte die deutsche Delegation einem Cannabis-Verbot zu, das fortan in – fast – allen Ländern gelten sollte.