c't 4/2022
S. 62
Titel
Gebrauchte Smartphones: Verkauf
Bild: Thorsten Hübner

Alles muss raus!

Smartphones sicher und einfach verkaufen

Wir erklären, wie man ein Smartphone sicher und komfortabel verkauft, und geben Tipps, wie Sie die besten Deals bekommen.

Von Steffen Herget und Christian Wölbert

Was ist letzter Preis? Wie wärs mit Tausch gegen mein altes Handy? Kann ich mit Guthabenkarten bezahlen? Mein Cousin kommt gegen Mitternacht vorbei zum Abholen, passt das? Wer diese oder ähnliche Fragen beim Verkaufen von gebrauchten Smartphones auf Auktionsplattformen oder via Kleinanzeigen schon zu oft gehört hat, muss nicht verzweifelt das Handtuch werfen. Es gibt andere Wege, ein altes Gerät gegen Geld loszuwerden. Plattformen wie die, auf denen wir die fünf getesteten Gebrauchtsmartphones (siehe S. 56) gekauft haben, kaufen auch Geräte an – irgendwo muss ihr Bestand ja herkommen. Der Ankauf von privat ist dabei für das Geschäftsmodell essenziell: Rebuy etwa gibt an, zwischen 80 und 90 Prozent ihres Warenbestands von Endkunden anzukaufen.

Im Laufe der Jahre haben die Mitglieder der c’t-Redaktion zahlreiche Smartphones auf privatem Wege bei Anbietern wie Rebuy, Refurbed, Zoxs, Clevertronic und anderen veräußert und dabei unterschiedliche, aber weitgehend positive Erfahrungen gemacht. Die oben genannten Plattformen zählen zu den bekanntesten, es gibt noch einige weitere. Asgoodasnew hat den Ankauf auf die eigene Plattform wirkaufens.de ausgelagert.

Das Prozedere des Verkaufens ist bei allen vergleichbar. Bevor die Kasse klingelt, muss man bei fast allen Anbietern ein Kundenkonto eröffnen. Selbst wenn das nicht der Fall ist, etwa bei Clevertronic, bietet ein eigener Account mehr Komfort und eine bessere Übersicht über die An- und Verkäufe.

Schönfärben bringt nichts

Einmal angemeldet gilt es, das Modell des Smartphones auszuwählen. Das ist über Suchfelder oder Listen mit wenigen Klicks erledigt. Danach erfolgt die Zustandsbewertung, und hier sollte man ehrlich sein – während der Prüfung der Ankaufsplattformen fallen allzu rosarot gefärbte Beschreibungen ziemlich zuverlässig auf. Fünf bis zehn Kriterien werden abgefragt, etwa ob es sich um noch verschweißte Neuware handelt, ob alles noch funktioniert, welche Gebrauchsspuren an Display und Gehäuse zu finden sind oder ob das Zubehör noch vorhanden und intakt ist. Sind diese Angaben erledigt – das dauert keine fünf Minuten – wird die Preiseinschätzung für den Ankauf angezeigt und es geht weiter.

Die angebotenen Preise unterscheiden sich stark zwischen den Anbietern und schwanken teilweise noch dazu tageweise.

Ratsam ist, die Kostenvoranschläge mehrerer Plattformen zu vergleichen, denn die Unterschiede können riesig ausfallen. Ein Beispiel: Für ein gebrauchtes Google Pixel 5 wollte der knickrigste Anbieter traurige 142 Euro zahlen, der spendabelste bot satte 398,18 Euro. Für ein gebrauchtes iPhone XS mit 256 GByte Speicher reichte die Spanne von 135,90 bis 295,21 Euro, jeweils mit gleicher Beschreibung des Gerätezustands. Die Preise sind tagesaktuell und können merklich schwanken – die 142 Euro für das Pixel 5 waren beispielsweise einen Tag später bereits passé, nun bot man auf derselben Plattform 202 Euro. Es kommt zudem hier und da vor, dass ein Modell von einem Anbieter nicht angenommen wird, etwa weil der Warenbestand bereits ausreichend oder das Smartphone zu alt ist. Zoxs beispielsweise bot meist recht hohe Preise, wollte jedoch weder ein Samsung Galaxy S9 noch ein OnePlus 8 Pro ankaufen, es sei denn ungeöffnete Neuware. Refurbed war das Google Pixel 5 zum Redaktionsschluss offenbar noch unbekannt, Verkauf nicht möglich. Ein ziemlich ramponiertes, fast sechs Jahre altes Samsung Galaxy S7 nahm einzig Backmarket noch für einen Zwanziger in Zahlung, der Rest winkte dankend ab.

Bei den Kostenvoranschlägen lag mal dieser und mal jener Ankäufer vorne. Ohne Vergleich riskiert man ein schlechtes Geschäft. Dass der Kostenvoranschlag nicht gleich dem Betrag sein muss, der am Ende ausgezahlt wird, sollte man im Kopf haben, denn die technische und optische Prüfung kann den Ankäufer zu einer Herabstufung veranlassen. Das niedrigere Angebot kann man dann ablehnen und das Gerät zurückschicken lassen oder eben annehmen. Nach oben hat bei den Verkäufen der c’t-Redaktion den Preis noch kein Anbieter korrigiert, sodass der Kostenvoranschlag als Obergrenze gesehen werden kann. Rebuy gab im Gespräch mit c’t an, dass rund 90 Prozent der eingesandten Geräte tatsächlich von ihnen angekauft werden. Wird der Preisvorschlag nach unten korrigiert, werde das stets mit Fotos dokumentiert und dem Verkäufer begründet. Das war bei einigen unserer Verkäufe der Fall, die meisten Händler handhaben das so.

Den Versand müssen Verkäufer zwar selbst erledigen, aber nicht bezahlen – eine passende Paketmarke liefern die Unternehmen mit. Bei Backmarket mussten wir die umständlich auf der Profilseite heraussuchen, andere Ankäufer binden sie besser in den Prozess ein. Ist das Gerät eingegangen und sind sich beide Seiten handelseinig geworden, dauert es unterschiedlich lange, bis das Geld auf dem Konto landet. Die schnellsten Verkäufe waren über Clevertronic inklusive Wareneingang und -prüfung in drei Tagen erledigt, am längsten ließ sich in zwei Fällen Rebuy Zeit: fast drei Wochen. Über den Status und Verzögerungen wegen zu hoher Auslastung informierte Rebuy allerdings zuverlässig per Mail, sodass keine Unsicherheit aufkam, ob man nicht doch einem Betrüger aufgesessen sein könnte. Übrigens: Auf Wunsch stellen die Ankäufer ein Zertifikat über die sichere Löschung der eigenen Daten auf dem eingeschickten Smartphone aus.

Je besser das eigene Smartphone in Schuss ist, desto höher der Verkaufspreis – so weit, so logisch. Bei den Verkäufen der c’t-Redaktion wurden die ursprünglich angesetzten Verkaufspreise nach der Geräteprüfung meist geringfügig herabgesetzt, einige Male aber auch anstandslos bestätigt. Bei den eigenen Angaben zum Zustand des Smartphones zu schummeln, bringt angesichts der folgenden Prüfung wenig. Die als Argument gelieferten Fotos, die etwa feine Kratzer oder kleine Beulen zeigen, die man selbst womöglich wohlwollend übersehen hat, sind am Ende auch schwer zu widerlegen.

Guter Schutz zahlt sich doppelt aus

Eine passende Schutzhülle sowie eine Displayfolie machen sich dabei doppelt bezahlt, und das für kleines Geld. Einerseits verhindern sie so manchen Schaden am Gerät in der Zeit, in der man es selbst verwendet, andererseits erhöhen sie verlässlich den Wiederverkaufspreis.

Bei den meisten Ankaufsplattformen wirkt es sich positiv auf den Preis aus, wenn das komplette Originalzubehör noch vorhanden und funktionstüchtig ist, also in der Regel Ladekabel und Netzteil, vielleicht auch Kopfhörer oder SIM-Pikser. Wer bereits beim Kauf eines neuen Smartphones den Gedanken im Kopf hat, das Gerät nach einiger Zeit weiterzuverkaufen, tut sich einen echten Gefallen damit, diese Dinge gar nicht erst auszupacken, sondern im Karton zu belassen. Das erspart später nervige Sucherei, zumal passende Ladegeräte und bessere Kopfhörer ohnehin bei vielen Menschen bereits vorhanden sind.

Vergleicht man die Preise, die wir im Laufe der Zeit mit Smartphone-Verkäufen über speziell dafür gedachte Plattformen erzielt haben, kann man zu dem Schluss kommen, dass man auf eBay tendenziell mehr damit hätte verdienen können, selbst abzüglich anfallender Gebühren. Mag sein, allerdings haben Rebuy, Clevertronic, Zoxs & Co. einen deutlichen Vorsprung in Sachen Komfort und Sicherheit. Das mag zwar unter dem Strich ein paar Euro weniger im Geldbeutel zur Folge haben, schont aber die Nerven und macht weniger Arbeit. (sht@ct.de)

Kommentare lesen (1 Beitrag)