c't 25/2017
S. 56
Test
Vernetztes Lichtsystem
Aufmacherbild

Nordlichter

Ikeas Lichtsystem Trådfri im Test

Das „unmögliche Möbelhaus“ macht auch in Sachen Licht einiges möglich. Mit Trådfri haben die Schweden ein vernetztes Lichtsystem im Angebot, das sich neuerdings per Sprachassistenz steuern lässt und kompatibel zu Philips Hue ist.

Ikeas Trådfri-Sortiment kann sich sehen lassen. Zur Wahl stehen unterschiedliche Retrofit-Leuchtmittel, vorkonfektionierte LED-Lichtpaneele, leuchtende Schranktüren sowie passende Bewegungsmelder, Dimmer und Taster zur Steuerung. Für die Verbindung zum Heimnetz sorgt das Gateway mit Ethernet-Port, das per Funk mit den Trådfri-Komponenten kommuniziert. Alle nutzen ZigBees Light Link und vernetzten sich in einem Mesh-Netzwerk im 2,4-GHz-Band.

Ikea führt derzeit 22 Artikel im Sortiment – darunter einzelne Komponenten und ganze Sets. Einige Leuchtmittel sind nur in Kombination mit einer Fernbedienung zu erhalten, einige Zubehörteile nur mit einer Lampe (siehe Tabelle).

Bei den Retrofit-Leuchtmitteln kann man zwischen drei gängigen Fassungstypen (E14, E27, GU10) wählen. Ikea bietet einfache Warmweiß-Lampen mit 2700 K (WW), zwischen 2200 (kaltweiß) und 4400 Kelvin (warmweiß) einstellbare Weißspektrumleuchten (WW/CW) und neuerdings auch eine RGB-Variante an. Die breiteste Auswahl gibt es bei der „dicken“ E27er. Hier bekommt man sogar eine WW/CW mit klarem Kunststoffdeckel, die in durchbrochenen Hängeleuchten für ein schöneres Schattenspiel sorgt. Die GU10-Spots gibt es immerhin noch als WW- oder WW/CW-Leuchtmittel, während die kleine E14er nur als Leuchtkugel mit 2700 Kelvin erhältlich ist.

Die schicken Float-LED-Panels kann man zwischen Warm- und Kaltweiß justieren. Sie kommen mit einem stabilen Rahmen für die Wand- oder Deckenmontage und lassen sich über optionale Kabeladapter aneinanderreihen. Eine besondere Variante sind die LED-Türen Surte und Jormlien. Alle Panels bekommt man nur im Set mit einer Funkfernbedienung: Wer sie zu größeren Lichtinstallationen bündeln möchte, hat am Ende also ein paar Fernbedienungen übrig.

Eine Trådfri-Remote steuert bis zu 10 Lampen an. Über die fünf Tasten kann man die Helligkeit regulieren und zwischen vorgegebenen Farbprofilen wechseln. Mit dem Dimmer in Puck-Form hat Ikea eine besonders witzige Fernbedienung im Angebot: Der Magnetknopf lässt sich in der Halterung parken oder einfach an den Kühlschrank heften. Dank eines Gyrosensors genügt ein Dreh am Knopf, um das Licht zu dimmen.

Auch der Bewegungsmelder mit eingebautem Dämmerungssensor ist eigentlich eine Fernbedienung, die maximal 10 angelernte Lampen bei Bewegung automatisch für eine Dauer von bis zu 15 Minuten einschaltet. Alle drei Komponenten laufen mit Knopfzellen, die zwei Jahre durchhalten sollen.

Trådfri funktioniert auch ohne App – die Brücke zum Netzwerk und damit zum Smartphone schlägt das Gateway. Man bekommt es einzeln (30 Euro) oder im Starter-Set mit zusätzlicher Fernbedienung und zwei Leuchtmitteln.

Lichtblitz

Die Einrichtung des Gateways klappte ohne Probleme. Die kostenlose Trådfri-App (iOS/Android) erkannte die Hardware sofort. Ikea nutzt keinen zusätzlichen Cloud-Dienst, die App arbeitet daher nur im WLAN – wenn man sich nicht selbst um einen entsprechenden VPN-Tunnel ins Heimnetz kümmert.

Das Anlernen der Leuchtmittel geschieht mit Hilfe der App. Hat man ein Set aus Leuchtmittel und Steuerung gekauft, meldet man zunächst den entsprechenden Dimmer, Taster oder Bewegungsmelder durch Drücken des Pairing-Buttons an. Dieser zieht die mit ihm verbundenen Leuchten dann automatisch nach. Auch nachträglich zugekaufte Lampen kommen nur über eine Fernbedienung oder einen Bewegungsmelder ins System.

Die Trådfri-App bietet wenig Funktionen. Das RGB-Leuchtmittel lässt sich zum Beispiel nur in festen Farbstufen ansteuern.

Sind alle Leuchten verbunden, lassen sie sich in der App in frei benennbaren Gruppen verwalten. Die App ordnet dabei alle an einer Fernbedienung angelernten Leuchten einer Gruppe zu. Man kann sie über die App nachträglich umorganisieren. Insgesamt ist Trådfri-App vor allem deshalb recht übersichtlich, weil sie kaum Funktionen bietet. So lassen sich beim RGB-Leuchtmittel nur 25 fest in der App hinterlegte Farben wählen. Systemübergreifende Möglichkeiten gibt es kaum zu entdecken: Immerhin findet sich in der App eine Sonnenaufgangssimulation sowie ein Zufallsmodus, der das Lichterspiel bei Abwesenheit in Bewegung hält.

Update

So richtig spannend ist das System erst, wenn sich die Bridge auf das kürzlich veröffentlichte Update 1.2 aktualisiert hat. Es bringt die Unterstützung für Apples Homekit, Amazons Alexa sowie die Kompatibilität zu Philips’ Lichtsystem Hue. Über die Trådfri-App lässt sich das System problemlos mit Alexa verknüpfen. Nachdem man die zusätzliche Trådfri-Skill aktiviert hat, kann man die Leuchten per Sprachbefehl schalten und dimmen. Über Alexas Szenensteuerung lassen sie sich dann sogar raumübergreifend ansprechen.

Auch unter iOS ließ sich das Gateway im Test durch Eingabe des in der Trådfri-App angezeigten Homekit-Codes problemlos einklinken – danach hatte man das Licht auch im Dialog mit Siri im Griff.

Mit dem Update auf Version 1.2 wird Ikeas Lichtsystem auch kompatibel zu Philips Hue und lässt sich mit einer Hue-Bridge ansteuern. Wichtig dabei: Jede einzelne Trådfri-Leuchte benötigt dieses Update, das sich nur über Ikeas Gateway aufspielen lässt. Erst danach lassen sich die Lampen nach einem Werks-Reset (sechsmaliges Aus-/Einschalten) über die ZigBee-TouchLink-Funktion mit iConnectHue (iOS) oder Hue Essentials (Android) ins Philips-System ziehen. Die Steuerung erfolgt danach über jede beliebige Hue-App.

Fazit

Ikea liefert seine per ZigBee vernetzten Trådfri-Bausteine zu einem attraktiven Preis: Das billigste vernetzte GU10-Leuchtmittel ist schon für 7 Euro zu haben. Auch die übrigen Komponenten sind vergleichsweise günstig und können – zumindest bei den LED-Panels und dem Dimmer – sogar mit skandinavischem Design punkten. Die Auswahl an Leuchtmitteln ist groß, die Hardware spannend. Bei der Trådfri-App ist allerdings noch viel Luft nach oben.

Tabelle: Ikea Trådfri

Wer nicht warten möchte, bis Ikea seine Steuer-App gepimpt hat, kann sich eine zusätzliche Hue-Bridge besorgen – die Bridge der ersten Generation genügt. Für das Philips-Gateway existieren inzwischen unzählige Steuer-Apps, mit denen man auch Ikeas Trådfri-Familie den maximalen Funktionsumfang entlocken kann. (sha@ct.de)