c't 24/2016
S. 51
News
Forschung

Mein Chef: ein Roboter

Humanoide Roboter werden künftig immer häufiger anzutreffen sein – etwa als Firmenboten.

In der Industrie gehören Roboter längst zum Alltag. Künftig sollen insbesondere humanoide (menschenähnliche) Roboter aber noch viel mehr Aufgaben übernehmen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis zu 50 Prozent der heute von Menschen ausgeübten Berufe in den nächsten Jahrzehnten durch Maschinen ersetzt werden, viele davon im Büro- und Servicebereich.

„Es besteht jedoch die Gefahr, dass Unternehmen Roboter einsetzen, ohne zu wissen, wie sich diese Veränderungen auswirken“, warnt Professorin Ruth Stock-Homburg von der Technischen Universität Darmstadt. Im Rahmen der Studienreihe „Robots@work4.0“ hat die TU Darmstadt deshalb mehr als 700 Führungskräfte und Mitarbeiter aus Deutschland und den USA befragt, wie aufgeschlossen sie Robotern gegenüber sind.

Die Ergebnisse überraschen. So können sich mehr als 60 Prozent der Befragten aus dem Büro- und Dienstleistungssektor durchaus vorstellen, bei der täglichen Arbeit von einem Roboterassistenten unterstützt zu werden. Allerdings sollte dieser eher unliebsame Aufgaben wie Ablage und Dokumentation, Terminbuchungen sowie Boten- oder Recherchedienste erledigen. Als Kollegen auf Augenhöhe würde hingegen nur jeder Dritte einen humanoiden Roboter akzeptieren.

Immerhin 21 Prozent der Befragten gaben jedoch an, einem Roboter mehr zu vertrauen als einem menschlichen Kollegen. Gründe dafür werden in geringerer Fehlerhäufigkeit, höherer Berechenbarkeit und Kontinuität im Verhalten gesehen.

Und 15 Prozent der befragten US-Amerikaner sowie 8 Prozent der deutschen Befragten erklärten sogar, sie könnten sich humanoide Roboter als Führungskräfte vorstellen. Roboter seien „gerechter und weniger launisch“, formulierte ein Befragter.

Die Darmstädter Forscher ermittelten zudem, dass die Akzeptanz von Robotern (etwa als Rezeptionisten) auf Kundenseite recht hoch ist. Für sensible Dienstleistungen wie psychologische oder ärztliche Betreuung sowie komplexe Finanzberatungen würden die meisten Befragten jedoch weiterhin den Kontakt mit Menschen bevorzugen. (pmz@ct.de)